Kita-Modell
Es gibt sehr viele Kitas, die sich mit der Thematik Sensorischer Überlastung überfordert sehen. Die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention mittels der Schaffung eines "Universellen Designs" hat noch nicht begonnen und von daher treten Schwierigkeiten verschiedenster Natur auf.
Nach den gängigen Standards in Berlin, ist eine Umsetzung notwendiger Maßnahmen zum Barriereabbau für Autisten lediglich mit privaten Mitteln finanzierbar und existiert somit nicht zur Kinder Tagesbetreuung. 3 m² pro Kind, welche der Berechnung für die Finanz-Pauschale pro Kind zu Grunde liegen, sind hier als ein Bsp neben vielen anderen Standards nicht realistisch in der Umsetzung. Die Bedürfnisse autistischer Kinder stehen den reellen Kitas oft entgegen, auch in der Eingewöhnung, die wir ganz besonders gestalteten in unseren Überlegungen. Aufgrund dessen, sowie des grundsätzlichen Personalschlüssels der im Standard zu Grunde liegt, lehnen Kitas in der Regel allerdings allein eine solch bedürfnisorientierte Eingewöhnung bereits ab.
Über einen wesentlichen Integrationsstatus des Kindes wäre eine Finanzierung der Umsetzung eher ermöglicht, auch um der Wahrnehmung von Autisten gerecht zu werden, doch dieser ist wieder an Bedingungen gekoppelt wie z.B. lediglich an Zusatzpersonal gebunden zu sein, das integrativ zu arbeiten verpflichtet ist, die weit ab Barrierefreiheit und der Schaffung des Universellen Designs liegen. Da dies auf lange Sicht so nicht bleiben soll, da der integrative Weg verlassen und ein Weg im Sinne der Diversität beschritten werden soll, ist es unserem Verein ein Anliegen daran mitzuwirken auch die Voraussetzungen zu ändern, wie es mit der UN-Behindertenrechtskonvention 2009 von Deutschland ratifiziert wurde.
Durch Erfahrungsberichte, den Erkenntnissen aus der Zusammenarbeit von Autisten und Autistengruppen, sowie dem Wissen der Fachbereiche auch von universitärer Seite, möchten wir einladen einen neuen Weg zu beschreiten. Es müssen Mittel und Wege gefunden werden, die Kitas in ihrer Aufgabe mit den heranwachsenden Autisten zu unterstützen, ihre Einrichtungen als wohnortnahen Sozialraum entsprechend zu gestalten und dadurch zu erschließen. In der Kita-Ideen-Sammlung steht niedergeschrieben, was an markanten Punkten zu bedenken ist und immer wiederkehrende Fragen zu Autisten in Kitas werden im FAQ beantwortet. In Berlin gibt es derzeit kein Modell, wie es für heranwachsende Autisten notwendig wäre, um sie auf das spätere Leben vorzubereiten, das auf die Fragen eingeht und für Autisten Wesentliches bedenkt. Die Mehrzahl an autistischen Kindern wächst in Kitas heran, welche den Nährboden für eine gesunde Entwicklung nicht bieten können.
Die Grundlage des Modell-Konzeptes vom Mini-Clubs mit Eltern-Kind-Cafe, sowie das Modell Personelle Besetzung sind in Zusammenarbeit mit Autisten enstanden, die ausschließlich schriftlich sowie authentisch non-verbal kommunizieren, weshalb es eine besonders geeignete Grundlage auch für Nicht-Sprechende Autisten bilden könnte. Nur unter Einbezug und Wahrung der Bedürfnissse jener, die derzeit vom System ganz besonders ausgegrenzt und in Mitleidenschaft gezogen werden, kann ein Modell enstehen, das eine gesunde Entwicklung ermöglichen wird.
Für konkrete Anfragen kann auch gern das Kontaktformular genutzt werden.
Projektkonzept - Mini-Club mit Eltern-Cafe
Stand: 11.2016 Konzeptionierung eines Modellprojektes - Finanzierung bisher ungelöst.
Gruppengröße: Je nach Größe und dem Aufbau der Immobilie (Autisten in inklusiver Gemeinschaft mit anderen individuellen Kindern)
Alter: 2-7 Jahre
Modell: MiniClub mit ElternKindCafe
Zeit: 8-17:00 Uhr Mo-Fr
Quadratmeter pro Kind: etwa 10
Wir setzen mit diesem Projekt eine Maßnahme um, wie sie im Alltag der Kinder des Kitaalters Inklusion bedeuten kann, als das gleichberechtigte Spielen, Lernen und Begegnen aller Kindern in ihrer Individualität, in einer Spielgruppe, so der Grundgedanke. Während früher Kinder die unter behindernden Umständen leben ausschließlich in separierenden Einrichtungen Begegnung erfuhren, hat die gemeinsame Bildung und Erziehung von allen Kindern unter Barrierefreiheit jetzt Vorrang. Inzwischen leben mehr als die Hälfte aller Kinder die früher der Separation unterlagen barrierefrei in Kitas zusammen. Um auch für Autisten dies zu ermöglichen und den Weg aus der Integration zu finden, sind allerdings noch gewisse Anpassungen notwendig, die wir in diesem Konzept mit bedenken und umsetzen. Dies findet in enger Zusammenarbeit im Co-Team mit dem Referat Peer-Support statt. Wichtige Fragen können dadurch geklärt werden, sowie Erfahrungswerte mit eingebracht. Eine wissenschaftliche Begleitung ist durch das Team des White Unicorn e.V. gewährleistet.
Das Konzept des Mini-Clubs mit Eltern-Kind-Cafe erkennt die Individualität jedes Kindes, sowie die Verschiedenheit der Kinder innerhalb einer Spiel- und Lerngruppe an und sieht darin eine Bereicherung. Alle Kinder werden, unabhängig von Beeinträchtigungen oder behindernden Umständen, die Förderung und Unterstützung im Sinne der Neurodiversität bekommen, die sie für eine gesunde Entwicklung benötigen. Dabei werden sie vollständig in die Gemeinschaft einbezogen. Hierbei gilt es Notwendiges zu organisieren, um die Bedürfnisse des jeweiligen Kindes zu wahren und eine Entwicklungsumgebung ihrer Potentiale zu ermöglichen, in der das Recht auf Inklusion wahr genommen werden kann.
Räume
Vorflur (mit Garderobenschrank)
Aufenthalts-Raum
Cafe-Raum
Kochnische (für die Eltern)
Toilette (behindertenfreundlich zur Rollstuhlnutzung)
Raum der Stille / Rückzugsraum
Garten
Raumgestaltung
Allen Räumen gemeinsam wird eine barrierefreie Gestaltung sein, wie sie für teilnehmende Kinder die unter behinderden Umständen leben bekannt sind. Auch jene die für Autisten notwendig ist, damit sie Inklusion erfahren können. Wir sehen hierfür als mindestens notwendig:
- Vorhänge / Sichtblenden vor Fenstern, die bei Bedarf geschlossen werden können (um bewegte Objekte vor den Fenstern zu vermeiden)
- blinkende Lampen sollten vermieden werden oder abschaltbar sein (Autisten haben mit blinkenden Lichtern in manchen Situationen Probleme)
- symmetrische Muster wie Streifen oder Karos sollten vermieden werden (sie stellen für Autisten K.O.Muster dar, die sie handlungsunfähig machen können)
- HochglanzFlächen sollten vermieden werden (Autisten sind häufig lichtempfindlich und reagieren stark auf Reflexionen)
- Licht sollte dimmbar und abschaltbar sein (auch hier wegen der Lichtempfindlichkeit)
- Spiel- und Lernmaterial, sowie anderes sollten aus dem Blickfeld entfernbar sein, z.B. in Kisten oder geschlossene Schränke verstaut (zu viele Details im Raum können verwirren, ein fester Platz dafür ist notwendig der Ordnung und Orientierung wegen)
- Schallvermeidung durch Teppich, Vorhänge etc. (wegen häufig auftretender akustischer Hochsensibilität, Unternehmen beauftragen dies zu optimieren)
- Verzichten auf Neonröhren und Trafos; sollten Trafos/Netzteile nicht vermeidbar sein, sollten diese absteckbar sein (Autisten nehmen das Pfeifen und Brummen von Trafos verstärkt wahr)
- gute StossLüftung der Räumlichkeit sollte möglich sein um Gerüche zu vermeiden (wegen häufig auftretender Geruchsempfindlichkeit). Ebenfalls kann zu viel Nähe zu anderen Kindern und Betreuern wegen deren Körpergeruch eine erhebliche Belastung darstellen. Dies ist zu berücksichtigen.
- Vermeidung von Zugluft, keine Ventilatoren (wegen taktiler Hochempfindlichkeit) möglichst einheitlicher Bodenbelag (sensorische Wahrnehmung von Autisten)
- wenige Veränderung in der Raumgestaltung (wie im Jahreskreis, die Bereiche der Veränderung müssen klar sein und keinem Bedürfnis widersprechen z.B. der Orientierung wegen)
Räumliche Gestaltung des Raumes: Raum der Stille
Es wird ein Rückzugsraum (Raum der Stille) eingerichtet, der dazu dient, dass sich das autistische Kind jederzeit dort hin begeben kann, wenn es Ruhe benötigt. Die völlige Reizregulation der Gestaltung dieses Raumes bietet hierfür einen geeigneten Rahmen. Völlig ohne Druck und Zwang kann das Kind auf diese Weise wählen, ob es am Geschehen des Cafes oder des Spielangebotes teilnehmen will, oder seine Ruhe für sich wählen möchte. Hierdurch wird das Recht auf Teilhabe gewährt und zugleich wird den gesundheitlichen Erfordernissen Rechnung getragen. Dieser Raum unterliegt keiner Zweitwidmung, damit der Rückzug in völliger Stille und Abgeschiedenheit gesichert bleibt. Er ist so gelegen, dass die Tür zu diesem Raum nicht durch andere Kinder immer wieder geöffnet werden kann. Die Begleitung in diesem Raum hat mit viel Einfühlsamkeit zu erfolgen, damit der Ruheprozess gewährleistet bleibt. Auf Einwilligung des autistischen Kindes dürfen auch andere ruhebedürftige Kinder den Raum der Stille benutzen. Allerdings müssen gebührender Abstand und Stille gewährleistet sein. Dies gilt auch für jeden der den Raum betritt, der das Vertrauen der Kinder besitzen und keine zusätzliche Barriere darstellen sollte. Vor dem Eintreten sollte angeklopft und gewartet werden, damit das Kind sich auf den Eintretenden vorbereiten kann. Die Ordnung in diesem Raum sollte weitgehend unangerührt und unkommentiert bleiben. Bei besonderer Sinnesempfindsamkeit sollte das Augenmerk auf Geräuschdämmung, Lichtdimmung, Unterlassung von Reinigungshandlungen mit Chemikalien etc. gerichtet sein.
Aufenthaltsraum
Der Spielbereich ist so eingerichtet, dass alle bekannten Barrieren der teilnehmenden Kinder bedacht und ausgeräumt werden.
In den Stauräumen befinden sich die notwendigen Utensilien, mit denen das Angebot des MiniClubs durchgeführt werden kann. Die Kinder sind zu begleiten in dem für sie großen Schritt ins Vorschulalter und damit verbundenen Veränderungen. Ein geschützter Rahmen hierfür ist zu wahren, der durch den MiniClub geboten wird. Die Kinder werden darin begleitet neue Bekanntschaften zu schließen, gemeinsam zu spielen und Wissen zu erweitern, ebenso wie sie lernen sich entscheiden zu können Bekanntschaften abzulehnen, nicht gemeinsam zu spielen und Wissen auf die Weise zu erlernen, die für das Kind ganz allein schlüssig ist. Es ist auf die individuelle Persönlichkeit zu achten, sowie das Wesen und Anliegen der Kinder ernst zu nehmen. Der Begleiter soll Unterstützung geben die Kinder zu kritischen, selbständigen und zufriedenen Menschen heranwachsen zu lassen. Die Kinder sollen lernen eigenverantwortlich zu leben und die Möglichkeit haben Resilienz in den Bereichen des Lernens, der Kommunikation sowie der seelischen und körperlichen Gesundheit zu erfahren.
ElternKindCafe
Das Elterncafe ist unter Beachtung bekannter Barrieren von Kindern die unter behindernden Umständen leben eingerichtet. Deshalb sind für Autisten im Speziellen entstehende Gerüche, ein Klangteppich durch Geräusche sowie andere Gewohnheiten zu beobachten, in der Wirkung auf die Anwesenden. Eine Couch, ein abgerundeter Tisch sowie Sessel ermöglichen es sich dort zu bewegen ohne an harten Gegenständen an zu stoßen. Die Eltern sind hier eingeladen zu verweilen. In der Kochniesche können sie sich Tee und Cafe sowie kleine Snacks zu machen. Der Kühlschrank bietet die Möglichkeit sich auch etwas kalt zu stellen.
Pädagogische Begleitung
- Bewegungen im Umfeld können störend sein (keine Zumutung dessen)
- Reizregulation ist zu gewähren
- eine Ruhige wie gewünschte Lern/ Spielumgebung ist zu gewähren
- Diskriminierung ist durch pädagogische Maßnahmen zu verhindern
- Unerwünschte Berührungen sind immer zu vermeiden
- körperliche Weisungen durch Eltern oder andere Begleiter sind zu untersagen
- Die Bedürfnisse der autistischen Kinder sind zu wahren, auch wenn sie für andere unverständlich erscheinen, die Barrieren sind hierbei zu beachten
- Vermeidung von Druck im pädagogisch/didaktischen Bereich ist umzusetzen
- die individuelle Kommunikations/ und Lernweise des Kindes ist zu beachten und Raum hierfür zu schaffen
- Bedenkzeit um zu antworten muss gewährt werden, die ist durchzusetzen
- Sachverhalte müssen zeitnah geklärt werden, dies ist umzusetzen
- liebende und einfühlsame Zuwendung sollte ehrlich vermittelt werden können
- eine empathische Begleitung, welche die Wahrnehmung respektiert ist vorausgesetzt
- Entdeckerfreude
-
Gestaltungslust

Aber wie also soll das gelingen, was sich für viele nicht zu realisieren anhört? Aus Erfahrungsberichten, von denen wir einige veröffentlicht haben, ist hier nun ein möglicher Weg beschrieben. Er kann als Herangehensweise, als Idee und Leitfaden gesehen werden, um auf die Bedürfnisse des Kindes einzugehen. Bisweilen steht die Entwicklung in manchen Berreichen dem scheinbar entgegen, dass ein Kitabesuch überhaupt begonnen werden kann. Ist das Vorgehen allerdings behutsam genug, kann es durchaus gelingen. Vorgefestigte Wege, Standardverfahren und bekannte "Eingewöhnungsstrategien" wie sie derzeit angewandt werden, sind hier nicht anzuraten. Es gilt neue Wege zu beschreiten, an den Bedürfnissen des Kindes ausgerichtet. Und an den Bedürfnissen der anderen Kinder in der Kita. Gemeinsam, Erzieher, Eltern und Kinder kann Inklusion gelingen, wenn auch nicht davor gescheut wird im Rahmen des Peer-Counseling erfahrene Altautisten um Rat zu fragen. Oft ist der Zeitpunkt schon erreicht an dem nach anderen Kindern Ausschau gehalten wird, aber es sind noch so manche Bereiche vorhanden, die besondere Beachtung verdienen:
- Anfangsphase der Kommunikationsentwicklung
- wickeln
- Soziale Hochsensibilität
- Regelmäßig kommen Mutter und Kind in die Kita, für einen begrenzten Zeitraum (z.B. 1 Stunde täglich)
- wenn das Kind nicht in die Kita möchte, wird es unter keinen Umständen dort hin gebracht
- es findet über einen langen Zeitraum, so lange wie notwendig keine Trennung statt
- das autistische Kind darf niemals unter Angst oder gar Tränen ohne Hauptbezugsperson in der Kita gelassen werden
- Beobachtung der nonverbalen Kommunikation, Reize wie Berührungen, Lautstärke etc
- Beachtung sämtlicher möglicher Barrieren in der Kita-Umgebung
- Besondere Beachtung benötigen gemeinsame Gruppenaktivitäten, Essens- und Umkleidesituationen, Situationswechsel uvm.
- wenn etwas unangenehm ist, das Kind gehen möchte, dieser Bitte umgehend nachgehen und die Kita verlassen
- eine Liste wird erstellt, was für das autistische Kind unangenehm ist und Lösungen werden erarbeitet
- über die Wochen findet eine Gewöhnung an eine vertraute Bezugsperson statt
- die Eingewöhnung ist unter anderem abgeschlossen, wenn die Mutter gehen kann ganz in Ruhe mit vollem Einverständnis des Kindes
- des Weiteren dürfen keine Barrieren (mehr) vorhanden sein, die sich nicht umgehen oder beseitigen lassen
- die Zeiten, Abläufe und die Umgebung werden langsam kennen gelernt, so lange bis sie vertraut sind
- gibt es Hürden die nicht überwunden werden können, ist der Zeitpunkt um 1-2 Jahre zu verschieben, oder Kita weg zu lassen
Grundsätzliches zu Inklusion


Personelle Besetzung
Stellenbeschreibung - Inklusions-Assistent
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Stellenbeschreibung - Peer-Support
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Grundlagen
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