Abenteuer und Entdeckerfreude, so beschreiben es manche autistischen Kinder - Stimming. Das eigene Erleben der Welt. Ganz intensiv alles um sie herum, ganz bei sich selbst, wie bei einem Hobby. Das geschieht aber nur, wenn der Ruhezustand gelebt wird. Dieser bedeutet so etwas wie Ausgeglichenheit. Stimming selbst bietet aber auch Entspannung und Wohlbefinden. Zumindest bis zu einem gewissen Grad. Es hilft auf jeden Fall ausgeglichen zu leben.
Es dürfen natürlich nicht zu viele Barrieren im Weg sein - Hindernisse die Menschen stören können wie Lärm, Hektik und anderes das ein ausgeglichenes Leben behindern kann. Wenn aber der Rahmen im Leben einigermaßen passt, kann es sich mit Stimming gut leben. So wie das Spielen eines Instrumentes Freude bereitet.
Wichtig, zu beachten: Kein Autist ist dem anderen gleich und Stimming kann, darf und soll ausschließlich intrinsisch motiviert erfolgen!
Die Kinder und später somit auch die Erwachsenen, die das als Kinder gelernt haben, wissen was ihnen gut tut. Das Kind wirkt hierbei gesund und munter, handelt aus Lebensfreude heraus. Spielen, Tanzen, wofür auch immer das Kind sich begeistert steht an der Tagesordnung. Oder ein Kind trällert ein fröhliches Liedchen, hüpft freudig durch die Wohnung, kuschelt gern mit der Mama und knabbert an den Fingernägel herum um sie zu kürzen, weil Scheren unangenehm sind. So könnte es weiter gehen, mit einer Inklusiven Beschulung und einer möglichst barrierefreien privaten Lebensumgebung.
Bei Aufregung, Langeweile, Erschrecken, beim Lernen oder einer auftretenden Barrierelast beruhigt es dann unter Umständentut es dann gut, wenn ein bekanntes Lied auf der Flöte gespielt wird. Oder etwa ein Liedchen vor sich hin trällern, gemütliche schwere Decken, gut riechenden Kerzen, regelmäßiger Sauna, uvm. Bisweilen reicht auch einfach eine gewohnte oder auch mal ganz ruhige Umgebung. Ein frohes Gemüt und inneres Gleichgewicht sind der Lohn dafür.
Um zu verdeutlichen wie trivial das Leben von Autisten mit einem natürlich und gesund entwickelten Erfahrungsschatz im Leben aussehen kann, wie gewöhnlich die Handlungen sind, bei Autisten nahe dem Ruhezustand in einer Barrieren-regulierbaren Umgebung, hier Beispiele von A-Z.
A - Aufreihen
- es lässt sich alles aufreihen
- man kann nicht "falsch spielen"
- viel Spass beim Aufreihen!
N - Nägelkauen
- Nägel kauen statt schneiden
- Maniküre mit Zähnen
- hilft Stress abzubauen
B - Blättern
- in bunten Büchern
- durch leere Seiten
- geschriebene Literatur
O - Organisieren
- Bücher sortieren
- Ordnung ändern
- Neu organisieren
C - Chanten
- summend oder singend
- mit Muscheln
- oder den Händen an den Ohren
P - Pinseln
- als kreativer Prozess
- Anspannung abbauen
- zur Ruhe zu kommen
D - Drehen
- ab und an herumwirbeln
- tanzend / singend drehen
- bis zum Umfallen ins Weiche
Q - Quaken
- mit einem Plüschtier
- einen Frosch imitieren
- aus Spaß an der Freude
E - Echolalie
- Worte wiederholt sprechen
- Wiederholungslieder singen
- Gedanken wiederholen
R - Rennen
- tut gut
- hält fit
- für Ausgeglichenheit
F - Flattern
- flatternd, springend laufen
- beim singen flattern
- einen Vogel spielen
S - Schaukeln
- auf dem Spielplatz
- mit einem Stuhl schaukeln
- Hängematte,...
G - Gähnen
- Müdigkeit
- Langeweile
- Anspannung
T - Tippeln
- auf Zehenspitzen laufen
- hinstellen auf Zehen
- Tanzen / Drehen auf Zehen
H - Hüpfen
- Hüpfburg, Trampolin
- Kinder hüpfen durch die Wohnung
- Hüpf-Parkour im Garten
U - Unter Wasser
- im Meer beim Tauchen
- in der Badewanne
- im Schwimmbad
I = Imitieren
- mit anderen Autisten stimmen
- in Schule und Kita
- oder Freunde / Familie
V - Videospiele spielen
- zum Abtauchen in die Spielwelt
- einfach mal Abschalten
- und zur Ruhe kommen
J = Jonglieren
- Kugeln, Bälle
- Feuerketten, Pois
- Alltagsgegenstände
W = Wärme
- Gemütlicher Kaminabend
- in Decken gekuschelt
- ein heißes Bad, Sauna,...
K = Kampfkunst
- TaiChi, Ninjutsu, QiGong
- schult Körper, Geist und Psyche
- hält fit
X = X-Bilden
- Zehen überkreuzt
- Finger kreuzen
- Beine überschlagen...
L = Lachen
- Lachen oder Weinen, lieber lachen
- aus Herzenslust lachen
- vor Aufregung lachen
Y = Yoga
- Yoga trainieren
- allein für sich
- mit anderen gemeinsam
M = Miauen/Mauzen
- das Mauzen nach machen
- mit der Katze "unterhalten"
- einfach aus Spass an der Freude
Z = Zickzack laufen
- bei Mustern auf Fliesen
- Wegplatten entlang
- einfach so
Worte zum Nachdenken
Die Argumentation, es müssen Barrieren “trainiert” werden ist nicht schlüssig, sondern menschenunwürdige Qual, die dem Grundgesetz wiederspricht. Das Kind wird an einer solchen Hürde scheitern, entweder weil es jung ist um sich zur Wehr zu setzen oder weil der Verstand vielleicht nicht ausreicht um die Situation bewerten zu können oder weil die Ausräumung der Bevormundung im Rahmen der Abhängigkeitsverhältnisse als gefährlich angesehen wird. Deshalb ist eine Behebung der Barrieren und eine Wahrung der Bedürfnisse zwingend erforderlich um ein menschenwürdiges Leben zu gewähren.
Und eigentlich... wären die Autisten im Ruhezustand, würde man von A-Z erkennen, wie wertvoll es ist die eigene Lebensweise für sich zu entdecken. Die Kinder benötigen hierfür lediglich eine Kindheit und Jugend, in der sie Resilienz erwerben können, durch Barrierefreiheit im Ruhezustand.
Wenn kleinere, kurzfristige, vorrübergehende oder regulierbare Barrieren auftreten kann Stimming sehr viel zu Entspannung und Wohlbefinden beitragen. Aber auch nur bis zu einem gewissen Grad.
Werden Kinder etwa durch Konditionierung dazu gebracht die eigenen Bedürfnisse zu übergehen, sich unter Barrierelast aufhalten zu müssen, dann kann diese Anpassungsleistung nicht mehr erbracht werden. Und die Kinder verlieren den Bezug zu sich selbst. Sie spüren sich selbst immer weniger. Wenn diese wichtige Lebenserfahrung der Ruhe und Ausgeglichenheit in einer Barrieren-Sensiblen Umgebung mit gesundem Stimming nicht gemacht werden kann, die Lebenserfahrungen überwiegend negativ sind, wirkt sich das auf alle Lebensbereiche aus. Auch auf den Körper, Geist und Psyche, die dabei geschädigt werden können. Es ist nicht zu unterschätzen, dass Stimming für Autisten (über-)lebenswichtige Reizregulation bedeutet, ebenso wie eine Umgebung in der Barrieren regulierbar sind.
Zu viel an Sensorischem Lärm / Barrieren
Es beginnt die Schule mit dem 6. Lebensjahr als Bsp. in der Barrieren sind. Um das Nervenkostüm zum Kippen zu bringen reicht eine solche Schule aus, selbst wenn sie nur 1 Stunde pro Tag besucht würde. Nach dem Schultag singt das Kind immer noch, marschiert aber vielleicht langsam eher ein bisschen stampfend durch die Wohnung, die Klänge der Melodien bekommen einen anderen Klang, die Fingernägel werden nun schon tief gekaut, dass es schmerzhaft wird. Der Sensorische Lärm ist nun bereits zu viel und das Kind kommt nicht mehr wirklich zur Ruhe. Nun ist es die kurze Auszeit vom Alltag mit Verarbeitungsmechanismus, der Kompensation, die alleinig vor einem Zusammenbruch rettet, denn dies ist bereits ein Zustand der Überlastung. Werden diesen Anzeichen keine Beachtung in Richtung dem Ruhezustand wieder herzustellen geschenkt, schreitet der Prozess weiter fort.
Beeinträchtigender sensorischer Lärm / Barrieren
Vielleicht ist darauf hin nun in der Schule etwas geschehen und niemand beachtet die Bedürfnisse des autistischen Kindes. Eine soziale Eskalation prägt die Interaktion. Oder es ist jemand aus der Familie gestorben, eine Rahmenbedingung ist dadurch angegriffen. Bisweilen haben die Kinder Kraftreserven mobilisiert und versuchen mit Routinen und strikter Regelmäßigkeit irgendwie zu überstehen, irgendwann ist diese Kraft am Ende und die Überlastung schlägt noch deutlicher durch, als sie vorher bereits war. Hier beginnt Reizregulation, die nicht mehr ausreicht um das Nervenkostüm zu beruhigen und sie erscheint zwanghaft. Hier kommt sie als Kompensationsmechanismus an ihre Grenzen. Die Finger sind dann blutig gekaut, manch ein Kind beginnt sogar zu ritzen. Wird weiterhin das Kind mit seinen Bedürfnissen nicht ernst genommen, gibt es noch eine letzte, bisweilen endgültige Steigerung dieses Verlaufes. Es gibt einige Gefahren denen manche autistischen Kinder gegenüber stehen, die den Verlauf wesentlich beschleunigen.
Großes Leid durch sensorischen Lärm / Barrieren mit schweren Folgen
Eine Reihe von als Psychische Erkrankungen definierte Erscheinungsbilder entstehen aufgrund von der Barrierelastigkeit und äußern sich durch zwanghafte Handlungen, herausgeschriene Wortwiederholungen, Verebben fröhlichen Gesangs, verschwindende Bewegungsfreue, uvm. Werden die Ursachen nicht behoben, kann eine Überlastung mit folgendem Nervenzusammenbruch bis hin zu einer Inputsperre nicht mehr verhindert werden. Schlimmstenfalls endet es beispielsweise in Selbst- und/oder Fremdverletzenden Verhalten, aus "Notwehr/Reaktion" ob der unerträglichen Ursachen (z.B. bei Kindern Töne im Ultraschallbereich am Hauptaufenthaltsort), kognitiven Belastungen oder einem Versagen des vegetativen Nervensystems. Selbstmord wird bisweilen von einem solch hilflos ausgelieferten Kind als "Lösung" betrachtet, in dieser dann endgültigen Stufe. Durch das bestehende Abhängigkeitsverhältnis wirkt die Auflösbarkeit dieser dann wie eine anscheinend völlige Unmöglichkeit.
Es ist dem Kind somit immer zu gewähren die eigene Lebensweise zu entwickeln, die eigene Persönlichkeit zu entfalten. Sei dies mit Meditation, Hobbys und Interessen, durch Computerspiele und vieles mehr, es ist ein Grundrecht des Deutschen Gesetzes.