Barrieren

Barrieren - Hindernisse, die Menschen stören können

(Info: Illustriert von Amy Rose aus unserem Team)

Aus dem Gastartikel "Kollison" der ESH, Enthinderungsselbsthilfe - von Autisten für Autisten und Angehörige (im Original zu finden unter "Grundzüge der Kollision autistischer Eigenschaften mit nichtautistisch geprägter Umgebung") wurde die Liste der Barrieren als Grundlage für eine Bachelorarbeit "Identifizierung von Barrieren für die schulische Teilhabe von AutistInnen" gewählt.

Da der White Unicorn e.V. im Forschungsverbund diese Liste der Barrieren weiter entwickelt, ist sie hier erweitert und ergänzt, also verändert vorzufinden. Es sind die Ergebnisse der Bachelorarbeit mit eingeflossen und es fand eine Übersetzung in Leichte Sprache mit Bebilderung statt. Die Umfrage hatte ergeben, dass alle 27 gelisteten Barrieren relevant für Autisten sind.

4. Umfrage zu Barrieren für Autisten.pdf
4. Survey on Barriers for autistic People.pdf

1. Viele und schnelle Bewegungen in der Menschen-Welt

Wo Menschen leben und arbeiten, bewegen sich viele Sachen.

Zum Beispiel Autos. Reklame, die immer wieder wechselt.

Menschen. Maschinen. Und andere Sachen.

Für manche Menschen ist das schlimm. Viele schnelle Bewegungen stören diese Menschen sehr. Oder wenn Sachen sich in verschiedene Richtungen bewegen. Zum Beispiel Autos auf einer Straße. Die Autos fahren nach links und nach rechts. Für manche Menschen ist das so schlimm, dass sie gar nichts mehr richtig sehen und hören können.

In der Natur ist das anders. Dort bewegen sich auch Sachen: Gras, Blätter, Tiere, Wasser in einem Bach. Sie bewegen sich aber nicht so schnell. Und nicht so laut. Und durcheinander wie in der Menschen-Welt. Deshalb ist es für die meisten Menschen in der Natur sehr schön. Sie können sich in der Natur gut erholen. Wie im Urlaub.

Viele und schnelle Bewegungen in der Menschen-Welt stören manche Menschen sehr.

Ohne diese Bewegungen fühlen sie sich viel wohler.

2. Wenn man ständig die Umgebung und Räume wechseln muss

Die Umgebung ist das, was um uns herum ist.

Zum Beispiel die Wohnung. Der Arbeits-Platz.

Der Super-Markt. Die Straßen draußen.

Oder der Wald, wo wir gerade wandern.

In der Menschen-Welt ändert sich die Umgebung oft ganz schnell.

Dort hinten kommt ein Auto. Rechts und links laufen Menschen.

Da vorne kommt eine Treppe. Am Straßen-Rand stehen Bäume.

Die meisten Menschen sehen, wie groß oder klein eine Sache ist.

Wie nah oder wie weit weg die Sache ist. Oder wie hoch die Stufen von einer Treppe sind.

Manche Menschen können das nicht. Oder nicht so schnell. Die Augen brauchen ein bisschen länger, bis sie das erkennen.

Ein Beispiel:

Ein Junge geht einen Weg entlang. Er kommt an eine Treppe. Seine Augen sehen nicht so schnell, dass dort Stufen sind. Oder wie hoch die Stufen sind. Für manche Menschen sehen die Stufen auch gar nicht wie Stufen aus. Sondern wie ein flacher Weg. Oder der Boden und die Treppe sehen wie Wellen aus. Das passiert, wenn die Augen nicht schnell genug umschalten können.

Wenn man ständig die Umgebung und Räume wechseln muss, dann ist das schwierig für manche Menschen. Weil sie dann die ganze Zeit sehr aufpassen müssen. Das ist ganz schön anstrengend. Und macht Kopf-Schmerzen. Diese Menschen fühlen wohler, wenn sie das nicht machen müssen.

3. Zu viele Sachen auf einmal, wenn man sich konzentriert

Manche Menschen haben einen Tunnel-Blick, wenn sie sich ganz stark konzentrieren. Das bedeutet: Sie sehen nur das, was vor ihnen ist. Sie sehen nicht, was direkt neben ihnen passiert. Und sie können nicht genau sagen, wie weit Sachen weg sind. Oder wie groß oder klein etwas ist. Sie sehen zum Beispiel Sachen näher, als sie wirklich sind. Das kann sehr praktisch sein. Zum Beispiel wenn man einen Fahr-Plan lesen will. Und der Fahr-Plan ganz klein geschrieben ist. Dann sieht man den Fahr-Plan größer, als er ist. Und kann ihn viel besser lesen.

Diese Menschen wollen dann nur den Fahr-Plan lesen. Alles andere stört sie dann. Wenn sie dann noch auf andere Sachen aufpassen müssen, dann ist das vielleicht zu viel. Dann können sie sich nicht mehr richtig konzentrieren. Und dann schaltet das Gehirn irgendwann einfach ab.

Wenn sie sich nur auf eine Sache konzentrieren, dann ist das ganz toll für sie.

4. Wenn bestimmte Muster ein Problem sind

Für manche Menschen sind bestimmte Muster ein großes Problem. Zum Beispiel die Rillen von einer Roll-Treppe. Oder schwarz-gelbe Streifen wie bei einer Biene. Sie schauen das Muster an und können sich nicht mehr bewegen. Oder sie können gar nichts mehr machen. Auch nicht mehr denken, oder sprechen. Manchmal macht es auch einfach nur Kopf-Schmerzen.

Die Menschen sind verschieden. Für den einen sind die Rillen von einer Roll-Treppe ganz schlimm. Für den anderen sind andere Muster ganz schlimm. Wie zum Beispiel schwarz-gelbe Sachen.

Dann sind vielleicht schon ein paar Menschen mit gelben Warn-Westen zu viel. Oder schwarz-gelbe Sitze in einem Bus.

Es sind immer dieselben Muster, die schwierig sind. Bei dem einen sind es immer schwarz-gelbe Sachen. Bei anderen Menschen sind es immer Sachen mit ganz schmalen Rillen. Und bei noch anderen Menschen sind es immer Gitter mit demselben Muster. Zum Beispiel ein Gitter vor einer Haustür. Zum Schuhe sauber machen.

Bestimmte Muster sind schwierig für manche Menschen. Sie fühlen sich viel wohler, wenn es diese Muster nicht gibt. Oder wenn sie diese Muster nicht anschauen müssen.


5. Spiegel-Bilder und Reflexionen


Wenn man in einen Spiegel schaut, dann kann man sich selber sehen. Auf anderen glatten Oberflächen kann man sich auch sehen. Zum Beispiel auf einer Glas-Scheibe. Oder auf glattem Wasser. Das Bild nennt man Spiegel-Bild.

Für manche Menschen sind Spiegel-Bilder schwierig. Sie können nicht sehen: Was ist echt und was ist das Spiegel-Bild? Weil die Spiegel-Bilder so echt aussehen.

Manchmal sieht man auf der glatten Fläche auch nur das Licht von einer Lampe. Oder von der Sonne. Das nennt man Reflexion.

Spiegel-Bilder und Reflexionen können sehr hell sein.

Für manche Menschen sind Spiegel-Bilder und Reflexionen zu hell.

Sie sind so hell, dass die Menschen sonst nichts mehr sehen können.

Man sagt auch: Das Licht blendet sie.

So wie die Sonne. Wenn sie direkt in die Augen scheint.

Diese Menschen fühlen sich wohler, wenn das nicht so ist.

6. Zu helles Licht


Die meisten Menschen brauchen helles Licht, damit sie richtig arbeiten können. Andere Menschen brauchen viel weniger Licht.

Viel Licht ist ihnen zu hell. Sie sind lieber dort, wo wenig Licht ist.

Das ist für sie genau richtig.

Helles Licht ist für diese Menschen ganz schlimm. Deshalb benutzen sie am Tag oft eine Sonnen-Brille. Oder einen Hut. Auch wenn die Sonne gar nicht scheint.

7. Künstliches Licht

Künstliches Licht ist Licht von einer Lampe.

Das können Lampen in Häusern sein.

Oder das Licht von Auto-Scheinwerfern.

Oder das Licht von Ampeln.

Oder das Licht von Taschen-Lampen.

Das Gegenteil von künstlichem Licht ist natürliches Licht.

Zum Beispiel Sonnen-Licht.

Manche Menschen können bestimmte Lampen nicht gut vertragen.

Zum Beispiel Auto-Schweinwerfer. Oder Ampel-Lichter.

Sie sind sehr hell.

Das Licht tut ihnen in den Augen weh. Und blendet sie.

Wie das Licht von der Sonne. Wenn man direkt in die Sonne schaut.

Diese Menschen müssen dann immer zur Seite schauen.

Bestimmte Lampen flackern auch, wenn sie an sind.

Zum Beispiel Röhren-Lampen. Oder Energie-Spar-Lampen.

Sie flackern so schnell, dass die meisten Menschen das gar nicht sehen.

Manche Menschen sehen das aber doch.

Für sie geht die Lampe ganz schnell an und aus.

Die ganze Zeit.

Das ist ganz schön anstrengend.

Und macht Kopf-Schmerzen.

Bestimmte Lampen stören diese Menschen sehr.

Sie haben lieber Licht, was nicht so blendet.

Und brauchen Lampen, die gleichmäßig leuchten.

8. Farbige Texte und Markierungen


Manchmal sieht ein Mensch alles wie durch eine bunte Glas-Scheibe.

Zum Beispiel rötlich. Oder gelblich. Das passiert besonders dann, wenn er Stress hat.

Manche Menschen sehen auch fliegende Punkte in der Luft.

Oder Linien, die sich bewegen. Die Punkte oder Linien sieht sonst keiner.

Diese Menschen können farbige Texte schlechter lesen. Oder Text auf einem farbigen Hinter-Grund. Oder farbige Markierungen in einem Text. Zum Beispiel farbige Stempel. Oder Markierungen mit einem Text-Marker.

Farbige Texte und Markierungen stören diese Menschen sehr.

Oder wenn der Text auf einem farbigen Hinter-Grund steht.

Für diese Menschen ist es besser, wenn der Hinter-Grund nicht farbig ist. Oder der Text.

Und wenn es keine farbigen Markierungen im Text gibt.


9. Wenn bekannte Orte und Sachen plötzlich anders aussehen


Menschen gewöhnen sich an das Aussehen von bestimmten Orten. Zum Beispiel an das Aussehen von ihrem Haus.

Oder von der Straße mit der Kirche und der Tankstelle.

Oder von den Regalen im Super-Markt.

Wenn sich an diesem Aussehen etwas verändert, dann kann das für manche Menschen schwierig sein. Dann sieht der Ort wie ein anderer Ort aus. Und sie wissen nicht mehr genau, wo sie sind.

Das ist besonders schlimm, wenn diese Menschen viel Stress haben. Dann reicht schon eine ganz kleine Veränderung. Zum Beispiel gemähtes Gras. Oder eine geschnittene Hecke. Oder wenn die Milch im Super-Markt wo anders steht. Wenn diese Menschen wenig oder gar keinen Stress haben, dann ist es nicht so schlimm.

Wenn Orte oder Sachen plötzlich anders aussehen, dann stört das manche Menschen sehr. Besonders, wenn sie viel Stress haben. Sie fühlen sich wohler, wenn die Orte und Sachen immer gleich aussehen.

10. Viele neue und unbekannte Formen und Sachen


Wir Menschen haben viele Ideen. Und erfinden dauernd irgendetwas Neues. Deshalb sehen wir Menschen auch dauernd neue Sachen.

In der Natur ist das nicht so. Die Natur erfindet nicht dauernd etwas Neues.

Manche Menschen sehen, hören, riechen, schmecken oder fühlen mehr als andere. Sie können sich Sachen auch besser merken als andere Menschen. Und sie erinnern sich auch schneller an alles. Sie schauen genau hin. Sie lernen. Und dann wissen sie, was das ist. Wenn diese Menschen viele neue Sachen sehen, dann dauert das länger.

Es stört diese Menschen sehr, wenn sie viele neue Sachen auf einmal sehen. Oder hören, riechen, schmecken oder fühlen. Das ist sehr anstrengend für sie. Sie fühlen sich wohler, wenn es nicht zu viele neue Sachen auf einmal gibt. Oder wenn sie genug Zeit haben. Damit sie genau hinschauen können.

11. Geräusche aus der Menschen-Welt


Wo Menschen leben, hört man viele verschiedene Sachen. Zum Beispiel Autos, Maschinen, Kinder schreien, Hunde bellen, und noch ganz viele andere Sachen. Das alles sind Geräusche.

Die meisten Menschen gewöhnen sich an die Geräusche von ihrem Ort. Zum Beispiel von ihrem Wohn-Ort. Oder von ihrem Arbeits-Platz. Oder von ihrer Stadt. Die Geräusche gehören einfach dazu. Die Menschen hören gar nicht mehr genau hin.

Manche Menschen mögen diese Geräusche aber nicht. Dann fühlen sie sich nicht sicher. Nicht so wie zuhause. Zu Hause haben sie es lieber ruhig. Wenn sie diese vielen Geräusche um sich herum haben, dann fühlen sie sich nicht wohl. Es ist wie ein Brei aus vielen Geräuschen. Oder wie das laute Rauschen neben einer Auto-Bahn. Man versteht gar nichts mehr.

Diesen Menschen geht es besser, wenn sie irgendwo in der Natur sind. Wo es ganz ruhig ist. Oder wenn sie allein in einem Raum sind. Wo sie nicht hören, was draußen passiert. Dann fühlen sie sich zuhause. Die vielen verschiedenen Geräusche aus der Menschen-Welt stören sie sehr.

5. Geräusche als Barriere für Autisten.pdf
5. Noise as a barrier for autistic people.pdf

12. Lautstärke


Manche Menschen haben ein sehr gutes Gehör. Sie hören alles lauter als die meisten anderen Menschen. Auch was die anderen Menschen sagen.

Für diese Menschen ist die normale Lautstärke zu laut. Sie benutzen zum Beispiel gerne Ohr-Stöpsel, wenn sie ins Kino gehen. Weil es ihnen dort sonst viel zu laut ist. Mit den Ohr-Stöpseln hören sie dann genau richtig.

Wenn diese Menschen sich unterhalten, dann sprechen sie meistens ganz leise. Für sie ist das aber immer noch laut genug. Weil sie viel besser hören als die meisten anderen Menschen.

Das ist anders, wenn sie mit normal hörenden Menschen sprechen. Dann sprechen sie besonders laut. Damit die normal hörenden Menschen sie verstehen. Das ist aber sehr anstrengend für sie.

Normal hörende Menschen kennen das auch. Wenn sie sich mit schwer-hörigen Menschen unterhalten, dann sprechen sie oft auch sehr laut. Damit die schwer-hörigen Menschen sie verstehen. Für die normal hörenden Menschen ist das auch sehr anstrengend.

Normale Lautstärke ist für manche Menschen zu laut. Sie fühlen sich wohler, wenn es ruhig oder leise ist. Oder wenn die Menschen ruhiger oder leiser sprechen.

13. Töne, die andere nicht mehr hören können


In unserer Welt gibt es Töne, die die meisten Menschen nicht hören können. Zum Beispiel ganz hohe Töne. Wie das Schreien von einer Fleder-Maus. Und die Pfeif-Töne von einem Marder-Schreck.

Oder ganz tiefe Töne. Oder ganz leise Töne. Wie das Brummen von elektrischen Leitungen in der Wand.

Manche Menschen hören sehr gut. Sie können diese Töne trotzdem hören. Überall brummt und pfeift es. Bestimmte Töne sind für diese Menschen ganz schlimm. Zum Beispiel der Ton vom Marder-Schreck. Das tut ihnen in den Ohren weh. Oder der ganze Körper tut weh. Sie können diese Töne nicht aushalten. Und diese Töne stören sie sehr. Der Marder-Schreck vertreibt nicht nur den Marder. Er vertreibt auch diese Menschen.

Andere Töne sind nicht ganz so schlimm. Oder stören auch gar nicht. Wie zum Beispiel der Ton von der Fleder-Maus.

Bestimmte Töne sind für manche Menschen ganz schlimm. Sie fühlen sich wohler, wenn es diese Töne nicht gibt.

14. Gerüche, die stören


Ein Geruch ist Luft, die nach etwas riecht. Manchmal riecht die Luft gut. Und manchmal stinkt sie.

Manche Menschen können besonders gut riechen. Sie riechen Sachen, die andere Menschen nicht riechen können. Oder sie finden einen bestimmten Geruch ganz schrecklich. Zum Beispiel Putzmittel. Oder eine Toilette. Manche Menschen finden auch einen Geruch ganz schrecklich, den andere Menschen gerne haben. Zum Beispiel Parfüm. Oder Kaffee. Wenn diese Menschen so etwas riechen, dann ist das oft ganz schlimm für sie.

Andere Menschen mögen es nicht, wenn es überall anders riecht. Zum Beispiel: Im Keller riecht es nach Wasch-Mittel. Das riecht gut. Dann geht der Mensch vom Keller in die Küche. Dort riecht es nach Essen. Diesen Wechsel findet er schrecklich.

Bestimmte Gerüche stören manche Menschen sehr. Oder wenn es überall anders riecht.

Diese Menschen fühlen sich wohler, wenn das nicht so ist.

15. Ungewollter Geschmack


Manche Menschen können bestimmte Sachen nicht essen.

Die Sachen schmecken ihnen nicht. Oder sie finden bestimmte Sachen eklig. Das können ganz verschiedene Sachen sein. Manche mögen bestimmtes Obst nicht. Andere können bestimmte Gemüse-Sorten nicht essen. Und andere finden Wurst oder andere Sachen eklig.

Diese Menschen wollen diese Sachen nicht essen. Man darf sie auch nicht zwingen. Wenn sie so etwas essen müssen, dann ist das ganz schrecklich für sie. Dann essen sie lieber gar nichts. Sie haben aber ganz bestimmte Lieblings-Essen. Das können sie jeden Tag essen.

Ungewollter Geschmack stört manche Menschen sehr. Diesen Menschen geht es besser, wenn sie solche Sachen nicht essen müssen.

16. Erschütterungen: Wenn der Boden zittert und die Wände wackeln


Manchmal zittert der Boden. Oder die Wände von einem Haus wackeln. Zum Beispiel wenn ein LKW vorbei fährt. Oder ein Zug. Oder wenn viele Menschen über einen Flur rennen.

Das Zittern und Wackeln nennt man Erschütterungen.

Die meisten Menschen merken die Erschütterungen gar nicht. Oder sie finden das nicht schlimm.

Manche Menschen fühlen die Erschütterungen aber ganz stark. Das Zittern oder Wackeln stört sie sehr. Sie können dann gar nicht mehr richtig denken. Oder nicht mehr richtig lernen. Oder nicht mehr richtig arbeiten. Diese Menschen fühlen sich wohler in Häusern, die nicht wackeln.

17. Temperatur-Unterschiede


Temperatur bedeutet: Wie warm oder kalt etwas ist. Manchmal wechselt die Temperatur. Zum Beispiel, wenn man aus einem Gebäude nach draußen geht. Im Haus ist es warm und draußen ist es kalt.

Die meisten Menschen fühlen, ob es zu heiß oder zu kalt ist.

Zum Beispiel wenn es draußen kalt ist. Dann weiß man: „Ich muss mich warm anziehen.“ Oder wenn das Wasser in der Dusche zu heiß ist. Dann weiß man: „Ich muss das Wasser kälter machen.“

Bei manchen Menschen ist das anders. Sie fühlen nicht nur, ob etwas zu heiß oder zu kalt ist.

Sie fühlen gleichzeitig das warme Wasser in der Dusche und die kältere Luft im Bad. Und vielleicht auch noch, dass das Dusch-Gel kälter als das Wasser ist. Oder wenn sie draußen sind: Dann fühlen sie gleichzeitig die kalte Winter-Luft und die wärmere Luft, wo die Sonne hin scheint.

Diese Menschen fühlen verschiedene Temperaturen besonders gut. Sie wissen auch automatisch, was für ihren Körper gerade richtig ist. Zum Beispiel welche Kleidung sie am besten anziehen.

Wenn sich die Temperaturen immer wieder ändern, dann kann das für diese Menschen schwierig sein. Für sie ist es einfacher, wenn alles gleich warm ist. Zum Beispiel das Wasser in der Dusche, die Luft im Bade-Zimmer und das Dusch-Gel.

18. Luft-Bewegungen


Ein bisschen Wind auf der Haut ist für die meisten Menschen schön.

Manche Menschen fühlen den Wind auf der Haut aber sehr stark. Und finden das ganz schlimm. Sie ziehen dann lange Hosen und Sachen mit langen Ärmeln an. Auch im Sommer. Wenn es ganz warm ist. Weil sie den Wind auf ihrer Haut nicht haben wollen.

Wenn der Wind ganz stark ist, dann ist es vielleicht umgekehrt.

Das finden diese Menschen dann besonders schön. Und ziehen Sachen mit kurzen Ärmeln an. Auch wenn es draußen kalt ist.

Viele Menschen verstehen das nicht. Und wollen sie zwingen, etwas anderes anzuziehen. Das ist dann ganz schlimm für sie. Viele wehren sich gar nicht mehr. Weil sie sich nicht trauen. Oder weil sie sich gar nicht mehr wehren können. Diese Menschen muss man einfach in Ruhe lassen. Sie sollen anziehen können, was sie wollen. Dann ist alles gut.

19. Ungewollt zu nah kommen


Manche Menschen möchten nicht, dass andere Menschen sie berühren. Zum Beispiel einfach so anfassen. Oder schubsen.

Oder ganz nah neben ihnen stehen. Zum Beispiel im Bus oder im Zug. Manchmal passiert das aber trotzdem. Das tut den Menschen dann weh. Oder die Stelle auf der Haut fühlt sich wie tot an.

Deshalb möchten diese Menschen nicht, dass andere Menschen zu nah kommen. Das dürfen nur bestimmte Menschen. Dann tun Berührungen auch nicht weh.

Diese Menschen stört es sehr, wenn andere Menschen ungewollt zu nah kommen. Oder wenn andere Menschen sie ungewollt berühren. Sie fühlen sich wohler, wenn andere Menschen weit genug weg sind.

20. Sachen, die sich schrecklich anfühlen


Manche Menschen möchten bestimmte Sachen nicht anfassen.

Zum Beispiel nassen Stoff. Oder klebrigen Teig. Oder Taschen aus Plastik. Oder sie möchten bestimmte Sachen nicht auf der Haut fühlen. Oder nicht über bestimmte Böden laufen.

Diese Menschen finden das schrecklich. Manche Menschen finden das so schlimm, dass ihnen schlecht wird. Und sie brechen müssen.

Diese Menschen fühlen sich viel wohler, wenn sie bestimmte Sachen nicht anfassen müssen.

Oder wenn sie nicht über bestimmte Böden laufen müssen.

21. Ungerader und ungleichmäßiger Boden in der Menschen-Welt


Der Boden in Orten oder Städten ist meistens von Menschen gemacht. Mit Asphalt wie auf der Straße. Oder mit Pflaster-Steinen wie auf Wegen und Plätzen. Manchmal auch mit Holz oder Erde wie in Gärten und Parks.

In Orten und Städten muss man immer aufpassen, wo man geht.

Der Boden ändert sich dauernd. Es gibt überall Treppen und Stufen. Und man muss noch auf viele andere Sachen aufpassen.

Für manche Menschen ist das zu viel. Dann kann es passieren, dass ihnen schwindelig wird.

In der Natur ist das anders. Dort kann man stunden-lang auf einem Wald-Weg laufen. Oder auf einem Feld-Weg. Oder auf Gras-Boden. Diesen Menschen geht es dort besser.

Dort ist der Boden auch nicht immer gerade. Aber dort gibt es nicht so viel Lärm. Und sie müssen nicht auf so viele andere Sachen aufpassen.

Viele verschiedene Böden in der Stadt sind für diese Menschen schwierig. Besonders, wenn der Boden ungerade und ungleichmäßig ist. Diese Menschen fühlen sich viel wohler, wenn es nicht so viele verschiedene Böden gibt.

22. Mitmenschen als mögliche Bedrohung


Etwas ist eine Bedrohung bedeutet: Es kommt etwas Schreckliches. Oder etwas Gefährliches. Und das will man nicht.

Mitmenschen sind die Menschen um mich herum. Zum Beispiel die Eltern, die Geschwister, der Chef und die Kollegen, die Menschen im Sport-Verein, oder die Lehrer und die Kinder in der Schule.

Alle Menschen sind verschieden. Manche hören besonders gut. Normale Lautstärke ist ihnen viel zu laut. Andere möchten nicht, dass andere Menschen zu nah kommen. Und wieder andere finden leichten Wind auf der Haut ganz schrecklich. Und ziehen immer Sachen mit langen Ärmeln an. Auch im Sommer. Wenn es ganz warm ist.

Viele Menschen verstehen das nicht. Und sagen zum Beispiel: „Zieh dir ein Hemd mit kurzen Ärmeln an.“ Oder: „Du musst aber in die Schule gehen. Auch wenn die anderen Kinder dort so laut sind.“ Sie wollen diesen Menschen nicht weh tun. Das tun sie aber. Sie merken das nur nicht.

Deshalb können die Mitmenschen eine Bedrohung für diese Menschen sein. Sie fühlen sich viel wohler, wenn die Mitmenschen sie in Ruhe lassen.

23. Ordnung, weil in der Menschen-Welt zu viele Hindernisse sind


Für manche Menschen ist das Leben in der Menschen-Welt ganz schwierig. Ihr Gehirn verarbeitet viel mehr als bei anderen Menschen. Überall sehen, hören, riechen, schmecken oder fühlen sie viele verschiedene Sachen. Die ganze Zeit. Und viele Sachen auf einmal. Ganz schnell. In ganz kurzer Zeit. Das ist so anstrengend. Das können diese Menschen fast nicht aushalten. Sie wissen genau: Das ist jeden Tag so. Zum Beispiel in der Schule. Oder bei der Arbeit. Das nennt man Überlastung der Sinne.

Diese Menschen wollen das nicht. Weil sie es nicht aushalten können. Manchmal meinen andere: „Du musst das aber aushalten!“ Zu Hause. Oder in der Schule. Oder am Arbeits-Platz. Dann ist Ordnung ganz wichtig für diese Menschen. Alles muss seinen Platz haben. Und alles muss genau so gemacht werden wie immer. Damit das Gehirn auch mal Pause hat. Sonst macht der Körper irgendwann nicht mehr mit. Sie fallen einfach um. Oder sie können sich nicht mehr bewegen. Oder nicht mehr sprechen. Dann geht einfach gar nichts mehr. Diese Menschen brauchen dort die Ordnung. Damit ihr Körper funktioniert. Das geht aber nur eine Zeit lang gut.

Diese Menschen wollen lieber in einer bekannten und sicheren Umgebung sein. Wo sie nicht so viel auf einmal aushalten müssen. Zum Beispiel zuhause. Dann können diesen Menschen zuhause besser lernen. Oder arbeiten. Viele haben ihre eigene Firma. Oder ihr Büro zuhause. Wo sie ihre eigene Ordnung haben können. Wo es leise ist. Wo es gut riecht. Und wo die Umgebung bekannt ist. Dort fühlen sie sich wohl. Dort können sie sich gut konzentrieren. Dort können sie gut lernen und arbeiten. Und dort können sie auch den ganzen Tag sein.

24. Zu starke Einzel-Reize: Zum Beispiel zu hell, zu laut, zu schnell, zu warm


Ein Licht. Ein Ton. Etwas was man fühlt. Oder riecht. Oder schmeckt. Das alles sind Einzel-Reize.

Für die meisten Menschen sind diese Einzel-Reize nicht schlimm.

Für manche Menschen sind sie aber zu stark. Vor allem, wenn sie nichts dagegen machen können. Zum Beispiel zu helles Licht. Ein zu lauter Ton. Ein schwarz-gelbes Muster. Oder wenn andere Menschen zu nah kommen. Und man das nicht will. Diese Menschen können das nicht aushalten.

Von manchen Sachen bekommen sie Kopf-Weh.

Bei anderen Sachen können sie sich überhaupt nicht mehr konzentrieren.

Das kann so schlimm sein, dass sie gar nichts mehr machen können.

Dann schaltet das Gehirn einfach ab. Oder der Körper macht nicht mehr mit.

Bestimmte Einzel-Reize sind für manche Menschen ganz schlimm.

Diese Menschen fühlen sich viel wohler, wenn die Einzel-Reize gar nicht da sind.

Oder nicht so stark sind.

25. Zu viele Einzel-Reize auf einmal


Manchmal kommen mehrere Einzel-Reize auf einmal. Für die meisten Menschen ist das nicht so schlimm.

Für manche aber schon. Auch wenn die einzelnen Sachen nicht so schlimm sind. Alle zusammen sind dann aber zu viel. Bei manchen bricht dann sogar der ganze Körper zusammen. Sie fallen um. Und können nichts mehr machen.

Das ist bei jedem anders. Der eine kann das helle Licht von den Auto-Lampen zusammen mit dem Straßen-Lärm nicht aushalten. Für den anderen ist der Wind auf der Haut ganz schrecklich, wenn es draußen kalt ist. Wenn dann noch andere Sachen dazu kommen, wird alles noch viel schlimmer.

Zu viele Einzel-Reize auf einmal sind für manche Menschen einfach zu viel. Sie fühlen sich viel wohler, wenn nicht so viel auf einmal kommt. Oder wenn gar nichts da ist, was schlimm für sie ist.

26. Hast und Eile: Wenn andere Menschen keine Zeit haben und immer drängeln


Manche Menschen brauchen lange, bis sie eine Frage beantworten. Sie denken viel nach. Besonders, wenn eine Sache kompliziert ist. Oder wenn die Frage nicht klar ist.

Diesen Menschen muss man Zeit zum Nachdenken lassen. Wenn man keine Zeit hat und immer wieder fragt, dann macht man diese Menschen unruhig. Hast und Eile stört diese Menschen sehr. Manchmal stört das so sehr, dass sie gar nicht mehr antworten. Weil man ihnen keine Zeit lässt.

27. Wenn etwas noch nicht fertig ist


Manche Menschen haben es gern, wenn eine Sache fertig ist. Dann ist die Sache erledigt.

Und sie können die nächste Sache machen. Wenn das nicht geht, dann ist das schrecklich für diese Menschen. Sie denken immer wieder an die eine Sache. Weil sie wollen, dass die Sache fertig ist.

Ein Beispiel:

Ein Junge mag ein Shampoo nicht. Weil es schrecklich riecht. Er will ein anderes Shampoo haben. Die Mutter sagt: „Ja, ich kümmere mich darum.“ Er fragt die Mutter auch nicht mehr. Weil er sie ja schon mal gefragt hat. Er denkt aber trotzdem immer wieder daran. Er will das neue Shampoo schnell da haben. Dann kann er das alte wegwerfen. Und muss es nicht mehr benutzen. Dann ist die Sache für ihn erledigt. Vielleicht kauft die Mutter das Shampoo aber gar nicht. Weil sie es vergessen hat. Dann ist das ganz schlimm für den Jungen.

Im normalen Leben passiert das oft. Auch den Erwachsenen. Zum Beispiel wenn man mit verschiedenen Behörden zu tun hat. Wie mit dem Sozial-Amt. Mit dem Jugend-Amt. Oder mit der Agentur für Arbeit. Überall muss man warten, bis man Bescheid bekommt. So lange ist die Sache nicht fertig. Bestimmte Sachen müssen aber fertig sein. Sonst kann man nicht weitermachen.

Wenn viele Sachen gleichzeitig noch nicht fertig sind, dann ist das besonders schlimm für diese Menschen. Das kann so schlimm sein, dass sie irgendwann gar nichts mehr machen können.

Für diese Menschen ist es wichtig, wenn eine Sache fertig ist. Dann ist die Sache erledigt.

Und sie können die nächste Sache machen.