Persönliche Daten (Autist 12)

Diagnosen: ADHS / frühkindlicher Autismus

Bisherige Beschulung:

1. und 2. Klasse: in einer Förderschule, 10 Kinder in der Klasse mit Schulbegleiter Es wurde eine andere Schule empfohlen, weil man dort mit einem Autisten völlig überfordert war

3. Klasse: die Wunschschule, eine Schule für hörgeschädigte Kinder, die u.a. wegen der Gebärdensprache auch Autisten aufnimmt, wurde uns mit der Begründung abgelehnt, daß bei unserem Sohn nicht zu erwarten wäre, daß er einen Abschluß dort schafft, zudem war die 14 % an autistischen Schülern bereits erreicht Sohn kam dann für 1 Jahr in die Regelgrundschule, wo er regelmäßig von der Klassenlehrerin mit samt seinem Schulbegleiter auf den nahegelegenen Spielplatz geschickt wurde, die Klassenlehrerin hat die Beschulung verweigert

4. bis 8. Klasse: Schule für geistig behinderte und lernbehinderte Kinder, dort fühlt sich mein Sohn nicht richtig wohl, da er sich selbst nicht für behindert hält

Barrieren

Lautstärke im Klassenzimmer: Mein Sohn kam schon seit der Einschulung in Klassen die sehr klein gehalten waren (maximal 10 Kinder in der Klasse). Zudem bekam er einen Schulbegleiter. Dieser sollte unserem Sohn ermöglichen, bei Überforderung auch in den Schulstunden zu jeder Zeit das Klassenzimmer verlassen zu können. Es wurde ein extra Raum für Auszeiten geschaffen. Wegen des Lärms in der Klasse bat man den Mobilen Dienst für Autismus in den Unterricht. Dieser hat einen Plan erstellt, so daß meinem Sohn genügend Pausen und Auszeiten zwischen den Unterrichtsstunden gewährt wurden.

Weglauftendenzen und Verweigerung der Schule: meinem Sohn wurde für eine bestimmte Zeit gestattet, nur den Vormittagsunterricht zu besuchen, die vielen Krankheitstage wurden erst einmal von der Schule toleriert Ablehnung des Schulbegleiters: hier konnte noch keine Lösung gefunden werden. Leider wechseln die Schulbegleiter häufig und die Schulbegleiter sind keine Fachkräfte wodurch es immer wieder zu Problemen und Schwierigkeiten kommt

Situation an Schule

Viele Lehrer waren und sind leider der Meinung, daß es weder Autismus noch ADHS gibt. Es fielen Aussagen wie: es gibt nur schlecht und unerzogene Kinder. Das Kind gilt als faul und daß es durch die Therapien Sahnestückchen erhält. Es ist immer noch sehr schwer, den Lehrern zu vermitteln, welche Probleme das Kind hat und wie man diese beseitigen kann. Viele Lehrer sind der Meinung, daß die Schule solche Kinder nicht tragen können, weil die Zeit fehlt, andere Mitschüler darunter leiden, sich Eltern beschweren, wenn die anderen Kindern nichts lernen, Autisten auf Förder- und Hilfsschulen besser untergebracht wären.

Ruhezustandsförderung

Wir haben festgestellt, daß unser Sohn leichter und problemloser in die Schule geht, wenn der Tag gelassener und ruhiger angegangen wird. In den Ferien fällt immer wieder auf, daß es viel besser klappt, da dann kein Zeitdruck herrscht. Das Kind muß nicht pünktlich um 7.30 Uhr am Bus sein. Mein Sohn kam jetzt in der 8. Klasse in eine Außenklasse. Der Vorteil besteht darin, daß das Personal hier nicht so oft wechselt wie im eigentlichen Schulgebäude. Die Schulzimmer grenzen an ein Kloster an. Das Klassenzimmer liegt in einem ruhigen Stadtteil und auch in der Pause sind dort nicht so viele Kinder beisammen, womit die Lärm- und Geräuschebelastung auch sehr niedrig gehalten ist. - Welche Kompensationsmechanismen wurden eingesetzt? Mein Sohn zieht sich in sein abgedunkeltes Zimmer zurück wenn er Ruhe braucht. Dort darf dann niemand hinein. Er schaut dann DVD oder sitzt am Boden und spielt Lego oder Playmobil.

Wir haben 2 Hunde die unser Sohn über alles liebt. Vor allem den jüngeren Hund nimmt er oft zum Kuscheln mit in sein Zimmer. In der Schule liebt mein Sohn auch die tiergestützte Therapie, die vorwiegend im freien stattfindet. Die Therapeutin geht mit den Kindern oft spazieren.

Regulierbare Barrieren

Kein Druckaufbau, wenig Lärm, kein Lernen in beengten und lauten Schulzimmern, keine vollen Pausehöfe

Als Hürde sehe ich, daß in den meisten Schulen nicht individuell aufs Kind geschaut wird. Die Kinder werden durch eine bestimmte Schablone gepresst, in dem gewisse Regeln und Vorschriften eingehalten werden müssen. Es ist egal, ob das Kind damit zurecht kommt oder nicht. Wir finden es sehr sinnvoll. Das Kind könnte ohne Lärm und Zeitdruck lernen, wann es ihm möglich ist.

Resilienz durch den Ruhezustand

Im Ruhestand verhält sich mein Sohn unauffällig. Es gibt keine Ausbrüche und keine Verweigerung.

Deutschland 2015